In verschiedenen traditionellen Medizinrichtungen spielt der Darm schon sehr lange eine wichtige Rolle. In der westlichen Medizin und in der Forschung wurde er hingegen lange vernachlässigt. Das ändert sich seit einigen Jahren, zu Recht. Warum der Darm nicht nur einfach ein Verdauungsorgan ist, welche Aufgaben die Darmflora hat und wie Du Deine Darmgesundheit fördern kannst, erfährst du im folgenden Artikel.
1. Wie ist der Darm aufgebaut?
2. Die zahlreichen Aufgaben des Darms
4. Wie kannst Du Deine Darmgesundheit verbessern?
Wie ist der Darm aufgebaut?
Der menschliche Darm stellt den den größten Teil des Verdauungstraktes dar. Er geht vom Magenpförtner bis zum After, davor liegen der Magen, die Speiseröhre und die Mundhöhle.
Der Darm besteht aus Dünndarm, Dickdarm und Mastdarm und hat auseinandergefaltet eine Innenfläche, die 100 mal größer als unsere Hautoberfläche ist.
Er ist außerdem die größte Fläche unseres Körpers zum “Außen“. Hier entscheidet sich, welche Stoffe in unseren Körper gelangen. Er ist ca. 5,5 bis 7,5 m lang (1).
Die zahlreichen Aufgaben des Darms
Unser Darm ist mehr als nur ein Verdauungsorgan. Klar, er verdaut unsere Nahrung und sorgt für die Aufnahme von Nährstoffen. So wird im Dünndarm durch Enzyme die Nahrung in Grundbausteine aufgespalten und über die Dünndarmzotten absorbiert. Er bildet aber auch einen großen Teil der Abwehrzellen des menschlichen Immunsystems, denn hier wird entschieden, wer „Freund“ und wer „Feind“ ist.
Darüber hinaus werden im Darm auch verschiedene Hormone, Vitamine und Botenstoffe wie Serotonin und Dopamin, B-Vitamine und Vitamin K produziert. Außerdem reguliert der Darm den Wasserhaushalt und ganz wichtig, er beherbergt unsere Darmmikroben.
Das Mikrobiom des Darms
Unser Körper besteht aus ca. 100 Billionen Körperzellen und etwa genauso vielen Mikrobenzellen. Die meisten davon siedeln im Darm. Die Darm-Mikrobiota ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen im Darm. Früher war die Bezeichnung Darmflora gebräuchlich. Man nahm an, dass Bakterien und die anderen Mikroorganismen zum Pflanzenreich (=Flora) gehörten. Da die Mikroorganismen heute eine eigene Domäne bilden, werden mittlerweile oft die Begriffe Darmmikrobiom und Darmmikrobiota verwendet (2).
Der Darm enthält ca. 2 kg Mikroben. Dabei handelt es sich vorwiegend um Bakterien und Pilzen. Die Anzahl unserer Darmbewohner nimmt von oben bis unten zu, im Dickdarm leben die meisten, hier fühlen sie sich am wohlsten.
Wir beherbergen im Darm ca. 200 – 1000 verschiedene Arten (99% Bakterien, Pilze, Parasiten, Viren).
Die Zusammensetzung ist vor allem von der Art der Geburt, den Genen, der Ernährung, aber auch von Krankheiten, Arzneimitteln und Umweltfaktoren abhängig.
Unsere Darmbakterien haben zahlreiche Aufgaben.
- Für unseren Körper unverdauliche Nahrungsbestandteile wie Ballaststoffe können sie verdauen und der Mensch wird damit „gefüttert“. Hierbei entstehen u.a. kurzkettige Fettsäuren wie Buttersäure. Durch die Buttersäure verschiebt sich der pH-Wert des Darms in den sauren Bereich und das Milieu für Salmonellen und andere Krankheitserreger wird ungemütlich. Buttersäure scheint darüber hinaus direkt die Darmbewegungen anzuregen und dient den Schleimhautzellen des Dickdarms als Energiequelle (3).
- Das Darmmikrobiom produziert zahlreiche weitere bioaktive Stoffe wie etwa B-Vitamine. Diese wiederum stellen eine wichtige Komponente zur Regulation unseres Immunsystems dar und halten unerwünschte Krankheitserreger davon ab, sich anzusiedeln (4).
- Eine Studie aus dem Jahr 2015 zeigt, dass die Darmbakterien auch bei der Bildung von Hormonen wie Serotonin eine wichtige Rolle spielen (5). Dadurch erklärt sich auch, warum der Bauch einen so großen Einfluss auf unsere Stimmung hat.
Unsere Darmbewohner haben einen enormen Einfluss auf die Gesundheit, die Barrierefunktion des Darms, das Immunsystem und sogar auf die Psyche und das Wohlbefinden!
Wie kannst Du Deine Darmgesundheit verbessern?
Im Bereich unseres Darms ist vieles noch nicht genau erforscht, was man aber ziemlich sicher weiß: Ist die Mikrobenvielfalt reduziert, dann wirkt sich das negativ auf unsere Gesundheit aus. Verschiedene Faktoren wie einseitige Ernährung, chronischer Stress, wenig Schlaf und Antibiotika mindern die Anzahl der Mikroben-Arten. Für einen gesunden Darm brauchen eine vielfältige Bakterien-Welt, in der die „Guten“ vorherrschen.
Eine gesunde Ernährung und ein gesunder Lifestyle fördern die Bakterienvielfalt und somit die Gesundheit des Menschen.
Was solltest du essen, um Deine Darmgesundheit zu stärken?
- Iss ballaststoffreich!
- Nimm täglich fermentierte Lebensmittel zu Dir!
- Wähle echte Lebens-Mittel, also in natürlicher, unverarbeiteter Form!
- Iss Gemüse, Gemüse, Gemüse!
- Ernähre Dich vielfältig und abwechslungsreich!
- Reduziere Zucker, „schnelle“ Kohlenhydrate und Alkohol!
- Iss gute Fette und ausreichend Eiweiß
- Halte (längere) Nahrungspausen ein
- Bewege Dich regelmäßig!
- Entspanne nach stressigen Phasen!
Leidest Du bereits unter Darmbeschwerden wie Durchfall oder Verstopfung, dann helfen Hausmittel wie zum Beispiel Flohsamenschalen.
Fazit:
Das Darm-Organ ist nicht nur zuständig für unsere Verdauung und zur Produktion von Stuhl. Ein gesunder Darm hat zahlreiche positive Effekte auf unsere Gesundheit. Ein Zusammenhang zwischen Beschwerden wie Depressionen, Entzündungen, Übergewicht, Autoimmunerkrankungen und Mikrobiom scheint sicher. Eine Therapie dieser Krankheiten sollte auch den Darm mit einbeziehen. Verbesserst Du Deine Darmgesundheit, dann stärkst Du Deinen Körper und Dein psychisches Befinden. Ist die Mitte gesund, so ist auch der Mensch gesund.
Anne Goldhammer-Michl
Anne ist studierte Statistikerin, ausgebildeter Ernährungscoach und gelernte Köchin. Sie interessiert sich sehr für die Zusammenhänge zwischen Gesundheit und „artgerechtem“ Lebensstil. Besonders der immense Einfluss der Ernährung auf das Wohlbefinden hat es ihr angetan. Als Statistikerin liebt sie es, Studien zu lesen und diese in verständliche „Aha-Erkenntnisse“ zu übersetzen. Mit ihrer Ernährungsberatung avocadooo berät sie vor allem Menschen mit Migräne hinsichtlich einer „kopfschmerzgünstigen“ Ernährung.
Quellen:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Darm
- https://de.wikipedia.org/wiki/Darmflora
- https://de.wikipedia.org/wiki/Buttersäure
- Uebanso et al. „Functional Roles of B-Vitamins in the Gut and Gut Microbiome“, 2020
- Yano et al. „Indigenous bacteria from the gut microbiota regulate host serotonin biosynthesis”, 2015